Ob Maße, Ergonomie oder Design: Im Konstruktionsprozess hochwertiger Blechsysteme lauern Herausforderungen, die sich oft erst spät offenbaren. Doch was wäre, wenn man sie schon frühzeitig erkennen könnte – lange vor dem ersten physischen Prototyp? Die Lösung geht über klassische Methoden hinaus.   

Durch die Mixed-Reality-Brille wird die Maschinenverkleidung für die Indunorm Bewegungstechnik GmbH digital visualisiert und nahtlos in die Produktionshalle eingebettet.

 

Die Konstruktion von Maschinengestellen und -verkleidungen ist ein komplexer Prozess, der auf Daten basiert. Seit vielen Jahren kommen dabei CAD-Modelle (Computer-Aided Design) zum Einsatz, um Entwürfe zu visualisieren und eine präzise Grundlage für technische Analysen und die Fertigung zu schaffen. Doch so nützlich und unverzichtbar CAD-Modelle auch sind, in der Praxis stoßen sie an gewisse Grenzen: Maße und Dimensionen bleiben abstrakt, ergonomische Details lassen sich nur schwer beurteilen und bestimmte Designfragen lassen sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht beantworten. 

Zudem machen technische Darstellungen die Kommunikation oft schwierig. Personen, die nicht direkt am Konstruktionsprozess beteiligt sind, können mit komplexen CAD-Modellen wenig anfangen. Das führt zu Missverständnissen, Verzögerungen im Entwicklungsprozess und nicht zuletzt auch zu höheren Kosten. Denn oft zeigt sich erst bei der Fertigung des ersten physischen Prototyps, dass wichtige Details übersehen wurden – mit teuren Konsequenzen. 

Von CAD zu Mixed Reality

Wir haben uns gefragt: Wie können wir die Effizienz und Präzision im Konstruktionsprozess steigern? Mit Mixed Reality (MR) gehen wir über traditionelle CAD-Modelle hinaus und machen Maschinenverkleidungen realitätsnah, interaktiv und aus allen Blickwinkeln erlebbar.

Wie genau funktioniert das? 

Konzeptpräsentation beim Kunden Arburg (Foto: Intro PS)Seit September 2024 nutzen wir die moderne 3D-Technologie von CMC für die Visualisierung unserer Kundenprojekte. Aus bestehenden CAD-Daten erstellen wir detailgetreue, dreidimensionale MR-Modelle, die über die speziellen Meta Quest 3 Brillen betrachtet werden können. Die Mixed-Reality-Technologie kombiniert die virtuelle Maschine mit der realen Umgebung. Das Ergebnis ist eine hybride Darstellung, die technische Präzision mit räumlichem Kontext vereint. In der Praxis bedeutet das: Fertigungsfreigaben werden für unsere Kunden zu einem immersiven Erlebnis. 

Wir verfügen über die gesamte notwendige Hard- und Software, um MR-Modelle komplett inhouse zu erstellen. Farbvarianten oder Designmodifikationen? Kein Problem. Anpassungen können flexibel und schnell umgesetzt werden, um den Wünschen unserer Kunden gerecht zu werden. Sofort eintauchen in die immersive 3D-Visualisierung und direkt mit dem Design interagieren.

Vorteile im Überblick:

  • Frühzeitige Fehlererkennung: Designfehler oder ergonomische Probleme können sofort erkannt und behoben werden – lange bevor der erste Prototyp gebaut wird. 
  • Flexible Anpassungen: Änderungen wie Farbvarianten oder Designmodifikationen können schnell und individuell angepasst werden. 
  • Bessere Entscheidungsfindung: Durch die realistische Darstellung des Modells können fundierte Entscheidungen schneller getroffen werden.
  • Effizientere Kommunikation: MR macht es einfacher, technische Details zu vermitteln – auch für Nicht-Techniker. Kunden können das Design direkt „erleben“, was Missverständnisse minimiert.
  • Steigerung der Qualität: Frühzeitige Anpassungen sorgen dafür, dass Fehler gar nicht erst entstehen – das macht den gesamten Prozess effizienter und das Endergebnis qualitativ noch hochwertiger. 

Mixed Reality vs. Virtual Reality

Oft wird der Begriff Virtual Reality (VR) synonym für Mixed Reality verwendet. Dabei gibt es aber wesentliche Unterschiede. Während VR den Nutzer vollständig in eine digitale Welt eintauchen lässt und die reale Umgebung komplett ausblendet, verbindet MR das Beste aus beiden Welten. Bei Mixed Reality wird die virtuelle Maschine in die reale Umgebung eingebunden. Für unsere Kunden bedeutet das, dass sie die geplante Maschine direkt in ihrem Produktionsumfeld oder im Showroom neben Vorführmaschinen erleben. Das sorgt nicht nur für eine realitätsnahe Wahrnehmung, sondern hilft auch dabei, die Maschine im räumlichen Kontext zu bewerten. Ein klarer Vorteil, den VR allein nicht bieten kann. 

Der nächste Schritt: Gemeinsam in der virtuellen Realität

Der Blick in die Zukunft zeigt, dass Mixed Reality ein enormes Potenzial für den gesamten Konstruktionsprozess bietet. Wir arbeiten bereits an kollaborativen MR-Ansätzen, bei denen mehrere Personen gleichzeitig in derselben virtuellen Umgebung interagieren können. Stellen Sie sich vor: Ein Teammitglied interagiert virtuell mit dem Blechsystem, während andere die Aktion in Echtzeit über ihre MR-Brillen verfolgen. Solche Innovationen eröffnen völlig neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit und verändern die Art und Weise, wie Kunden in den Konstruktionsprozess eingebunden werden.

Mixed Reality ist mehr als nur ein technisches „Nice-to-have“. Sie bringt echte Mehrwerte in die Planung und Entwicklung. Die Möglichkeit, Designs in einer virtuellen Umgebung zu erleben, bevor sie in die reale Welt übertragen werden, spart Zeit, reduziert Fehler und verbessert die Qualität des Endprodukts.